< Weihnachtsgruß
Der Weg der Befreiung...
Phil Bosmans
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Der Weg der Befreiung
und der Waffen. Anders als politische Macht. Jesus ein Gekreuzigter
zwischen zwei Verbrechern, den Sündern völlig gleichgestellt, von
Gott verlassen, dessen Nähe er angekündigt hat in Wort und Tat und
in seiner eigenen Person. Ein völliger Fehlschlag.
Erstaunlich für eine Botschaft, die die Menschen erlösen will. Ein-
malig in der religiösen Geschichte der Menschheit. Kein Mensch
wäre je auf den Gedanken gekommen, so etwas Profanes wie eine
Hinrichtung, wie den jämmerlichen Tod eines Sklaven und Rebellen
mit einer religiösen Bewegung in Verbindung zu bringen.
„Seht da, diesen Menschen.“
Der Weg der Vergebung
Man kann bei Humanisten, Philosophen und religiösen Denkern al-
ler Zeiten suchen, nirgends wird man die Botschaft einer Liebe fin-
den, die so tief geht, die über alle menschlichen Erwartungen so weit
hinausgeht wie die Botschaft des Christentums, die in Jesus von
Nazareth verkörpert ist.
Sein Leben und seine Botschaft sind jedoch im Laufe der Geschichte
so verzerrt, so entstellt worden durch Menschen, die sich „Christen“
nennen, dass sich Unzählige abgewandt haben.
Das Wunder bleibt: vor zweitausend Jahren kam plötzlich einer, der
den Todeskreis durchbrochen hat, der allein einen neuen Weg ein-
schlug, einen fremden Weg, den Weg einer wahnsinnigen Liebe:
den Weg der Vergebung.
In der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und selbst religiösen
Welt ist „Vergebung schenken“ nicht in Mode. Aber Menschen zu
lieben, weil sie so liebenswert wären, läuft ein Fiasko hinaus. Es
wäre eine Illusion, einen Menschen auf Dauer lieben zu wollen im
Namen einer abstrakten Idee, einer Ideologie, einer „allgemeinen
Wohlfahrt“ oder „im Namen der Menschheit“.
Allein die Vergebung ermöglicht eine fundamentale Veränderung im
menschlichen Verhalten.Vergebung verlangt Mut, Wagnis und
schöpferische Fantasie. Vergebung schenken ist die beste und wirk-
samste Strategie für einen Menschen, ein Volk, eine Nation, um in
Frieden zu leben und in einer Welt voller Gewalt zu überleben.
Vergebung kann zusammengehen mit allen Formen von gewaltlosem
Widerstand. Die Vergebung, auf weltweite Verhältnisse übertragen,
wird die größte Revolution aller Zeiten einläuten.
Liebe, nicht Perfektionismus!
Die Revolution, die Jesus gebracht hat, besteht in einer Form von
„Vollkommenheit“, die mit dem strengen Einhalten einer Fülle von
Gesetzen und Vorschriften nichts zu tun hat, sondern alles mit Güte
und Vergebung, mit dem Lernen der Liebe zu Feinden und mit dem
Hören auf das Wort dessen, der uns wie ein Vater und wie eine Mut-
ter liebt und der in unserem Herzen spricht.
Der Weg der Liebe ist keine Zwangsjacke, die einem die Luft ab-
drückt und kein enges Korsett, in dem man erstickt. Du kannst dich
frei bewegen. Du kannst das Leben genießen. Du brauchst nicht der
Beste und nicht der Erste zu sein. Du brauchst kein Supermensch zu
sein. Du kannst Fehler und Schwächen haben. Es gibt nur ein alles
umfassendes Gesetz: Liebe!
Liebe und tu, was du willst
Es geht um einen Befreiungsprozess, der sich in erster Linie im
Menschen selbst vollzieht. Ein Christ ist ein freier Mensch. Ein
Mensch, der sich von tausend irdischen Fesseln freigemacht hat, um
sich für Gott allein zu entscheiden und in Gott für alle Menschen,
vor allem für die Schwachen, Armen und Ausgestoßenen.
Gott wirkt nicht aufgrund des perfekten Managements von religiösen
Organisationen und kirchlichen Apparaten.
Gott ist und kann nur dort wirksam gegenwärtig sein, wo Menschen
seiner Liebe Hände und Füße geben und die Wärme ihres eigenen
Menschenherzens.
Alles hängt zusammen: Glaube an Gott, Glaube an den Menschen,
Glaube an das Leben. Alles hängt zusammen mit Lieben und Geliebtwerden.